1.Überall auf der Welt sucht man sich den richtigen Zeitpunkt aus, um zu den Pflanzen zu gehen. Meistens ist es vor Sonnenaufgang, vor allem bei Neumond. Manchmal durch Sterne (wie Sirius oder Aldebaran) bestimmt, die gerade über den Horizont steigen.
2. Man geht >> wie eine neugeborenes Kind << splitternackt, ungewaschen (oder wenigstens barfuß). Man darf von niemand gesehen werden und niemanden grüßen. Man tut das, um die Verunreinigungen, die sich im täglichen Leben ansammeln, abzustreifen, um wieder rein und unschuldig zu werden.
3. Der Pflanzenschamane geht die Pflanzen von Westen her an, mit dem Gesicht nach Osten, der aufgehenden Sonne zugewandt. Das ist die Richtung des aufsteigenden Lichts und Lebens. Zauberpflanzen, wie etwa die Alraune, oder Giftgewächse, die dem Fein Tod und Verderben bringen sollen, wurden dagegen meist vom Osten her angefangen, mit dem Gesicht zur untergehenden Sonne.
4. Man opfert der Pflanze etwas Wertvolles, Symbolträchtiges, bevor man sie nimmt. Im in dogermanischsibirischen Raum was es Milch, Honig + Bier, in Südasien Reis oder Palmwein, in der Neuen Welt waren es Tabak und Maismehl. Oft wird Blut - in Westafrika Hühnerblut – oder Samen vorgeschrieben. Manchmal wird der Pflanze eine Kupfer -, Silber -, Goldmünze zugesteckt.
5. Die Pflanze wird rituell in den Mittelpunkt gestellt, in dem man sie rechtsläufig (mit der Sonne) umwandelt oder mit einem Stab umschreibt. Zugleich wird sie mit einem Quadrat umgeben, welches die Kräfte der vier Hauptrichtungen ins Bewusstsein ruft. Christliche Kräutersammler auszuzieren die Heilpflanze mit dem Kreuz Christi, das die Mitte des Universums ausmacht. Sie erinnern die Pflanze daran, dass sie aus dem Schweiß oder Blut des Heilands entsprungen ist.
6. Die Pflanze wird nun im Zauberton besprochen oder besungen. Man lobt sie und ihre göttliche Kräfte, erinnert sie an das Versprechen, das sie den Menschen in Urzeiten gemacht hat. Man teilt ihr mit, warum man gekommen ist und wozu man sie nutzen will.
7. Nachdem dieser Kontakt mit dem Pflanzenwesen hergestellt ist, kann man die Pflanze ernten. Dafür darf man aber kein Eisen oder anderes Metall , es sei denn Kupfer oder Gold, benutzen. Sie wird nach uralter Gepflogenheit mit Hirschgeweih , Bärenkrallen oder Wildschweinhauern ( das sind alles Tiere , die der Großen Göttin geweiht waren) oder mit Feuerklingen geschnitten oder ausgegraben.
Ihr Pflanze , Behälter des Lichts , entstanden drei Zeitalter vor Göttern , ehren will ich euch Vielfarbige , euch mit den siebenhundert Eigenschaften. ( Rig -Veda X 97,1)