Mehrere vermeintliche Hexen hatte er zum Tode verurteilt, da geriet der Richter selbst in den Strudel falscher Anschuldigungen. Am Ende musste auch Dietrich Flade sein Leben lassen. Wie so viele vor und nach ihm landete der angebliche Hexenmeister 1589 auf einem Scheiterhaufen vor den Toren Triers. Gut möglich, dass er schon bald rehabilitiert wird.Denn der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen (SPD) plant eine Rehabilitation für Frauen und Männer, die Opfer der Hexenverfolgung wurden. Das kündigte der Sozialdemokrat jetzt im Gespräch mit dapd an. Die geeignete Form stehe noch nicht fest, hierüber wolle er mit Fachleuten und Politikern beraten.Trier könnte dem Beispiel Kölns folgen: Dort entschied man sich im Frühjahr 2012 für eine "sozialethische Rehabilitation". Da die Stadt nicht Rechtsnachfolgerin des damals zuständigen Gerichts sei, habe man sich zu diesem eher symbolischen Akt entschlossen. "Es ging dem Rat darum, ein Zeichen zu setzen und anzuerkennen, dass die Urteile Unrecht waren", erklärt ein Sprecher des Kölner Rathauses.
Rehabilitation als Beitrag zur ErinnerungskulturDer Trierer Oberbürgermeister plädiert unterdessen dafür, eine Rehabilitation der Hexenopfer mit einem stärken Gedenken an Friedrich Spee zu verbinden. Auf diese Weise lasse sich ein "wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur als gemeinsame Aufgabe" angehen, sagte Jensen.Die Region Trier war eine der Hochburgen der Hexenverfolgung. Doch das düstere Kapitel der Stadtgeschichte verzeichnet auch eine Lichtgestalt: Friedrich Spee. Der Jesuit gilt als einer der wichtigsten Vorkämpfer gegen die Verfolgung. In seiner Schrift "Cautio Criminalis" kritisierte Spee im 17. Jahrhundert die damals noch gängige Praxis, durch Folter Geständnisse zu erzwingen. Nach seinem Tod wurde er in der Trierer Jesuitenkirche beigesetzt.Als Spee nach Trier kam, war Dietrich Flade schon viele Jahre tot. Doch sein Fall sorgt in der Kommunalpolitik bis heute für Debatten. Denn auch 423 Jahre nach seiner Hinrichtung müssen die Trierer für einen Kredit zahlen, den Flade zu Lebzeiten der Stadt gewährte. 4.000 Goldgulden hatte der wohlhabende Mann den Stadtoberen geborgt. Nachdem Flade als Hexer hingerichtet worden war, verfügte der damalige Kurfürst, dass die Stadt fortan die Zinsen an die im Zentrum Triers gelegen Pfarreien zahlen musste.
Haushaltstitel seit 423 Jahren:So findet sich bis heute im städtischen Haushalt der Titel "Verpflichtung aus dem Fladeschen Nachlass". Etwas mehr als 360 Euro fließen jährlich an die katholische Kirche, und das soll auch so bleiben. Die Verantwortlichen der Kirche hätten gegenüber der Stadt erklärt, dass sie auf den Zahlungen bestünden, erklärte ein Rathaussprecher auf dapd-Anfrage. Das Geld komme Bettlern zugute, versichert man. Im Übrigen stelle der Haushaltstitel auch "eine ständige Erinnerung an die Opfer des Hexenwahns" dar, sagte der Sprecher.Eine Darstellung, die Herta Häfele-Kellermann zynisch findet. Die Trierer Verlegerin fordert seit Jahren, der Erinnerung an die Opfer der Hexenverfolgung einen größeren Stellenwert einzuräumen. Doch die Überweisungen an die Kirche seien eine "unrühmliche Tradition". Schließlich werde Trier die Schuld nie abtragen können, so Häfele-Kellermann, und "aus welchem Grund sollte die Stadt dieses blutige Erbe bis zum St. Nimmerleinstag fortführen?"Im Rathaus hält man das Thema für erledigt, über den sonderbaren Haushaltstitel möchte man am liebsten nicht mehr sprechen. Doch mit dem Plan, die Opfer der Hexenverbrennung zu rehabilitieren, dürfte der Fall Flade schon bald wieder für Diskussionen sorgen.